Der beste Weg zur Gesundheit ist der Fußweg. Wer dieser Empfehlung von Sebastian Kneipp kopfnickend zustimmt, ist mit festgeschnürten Wanderschuhen auf dem rechten Pfad. Wandern ist die einfachste Art, sich gesund und fitt zu halten – quasi Natur – medizin. Der Fußsportler liegt im Trend. Wandern oder auch modern "Hiking" oder "Trecking" ist wieder Volkssport. Schon Pfarrer Kneipp hat erkannt, dass tägliche Bewegung gesundheitsfördernd ist. Wandern macht den Kopf frei und ist somit ein optimaler Ausgleich für den oft hektischen Alltag. Also gönnen Sie sich ein schönes Stück Naturgenuss. Eine grüne Gießkanne auf weißem Grund markiert den Weg und verbindet alle Tecklenburger Stadtteile, Brochterbeck, Ledde, Leeden und Tecklenburg miteinander.
Der Kneipp-Verein empfiehlt folgende drei Teilstrecken:
Teilstrecke 1: Tecklenburg - Brochterbeck – Tecklenburg (14 km)
Teilstrecke 2: Tecklenburg – Leeden – Tecklenburg (13 km)
Teilstrecke 3: Tecklenburg – Ledde –Tecklenburg (12 km)
Bei der Ausschilderung haben die Kneippianer auf eine besonders abwechslungsreiche Wegführung mit reizvollen Ausblicken geachtet, wie auch auf unterschiedliche Laufuntergründe. Mal geht es über normale Wanderwege, dann wieder auf schmalen Pfaden über "Stock und Stein" oder über Graswege und weichen Tannennadelboden, manchmal kräftig rauf und runter. Die auffällige Kneipp-Gießkanne soll auch Familien mit Kindern ansprechen, die dieses wegbegleitende Zeichen auf ihrer Strecke suchen und abwandern können.
Die fünf Wirkprinzipien nach S. Kneipp kann jeder Wanderer auf seinen Wegen für sich erfüllen:
- Wasseranwendungen (Kneipp-Tretbecken im Kurpark Tecklenburg, Kneipp-Tretbecken am Dorfteich Brochterbeck, Wassertretstelle am Dorfplatz Leeden, Kneipp-Tretbecken an der Grundschule Ledde)
- Entspannung und innerer Ausgleich
- Körperliche Bewegung an frischer Luft
- Hautnahes Erleben von Flora und Fauna (Heilpflanzen)
- Gesunde Ernährung in Tecklenburger Gasthäusern
Die ausgeschilderte Gesamtstrecke beträgt 39 Kilometer. Keine Angst! Das müssen Sie nicht an einem Tag schaffen. Entscheiden Sie sich nach Lust und Laune für eine Teilstrecke. In allen Ortsteilen können Sie in den Kneipp - Kannenweg einsteigen, ob in Leeden gegenüber der Stiftskirche, in Tecklenburg auf dem Marktplatz, an der alten Kirche in Ledde oder am Hotel "Teutoburger Wald" in Brochterbeck. Wählen und wandern Sie. Wir wünschen Ihnen einen trockenen Himmel.
Teilstrecke 1 : Tecklenburg – Brochterbeck – Tecklenburg (14km, ca. 120 Höhenmeter / Gehzeit: 3,5 Std.)
Startpunkt: Marktplatz Tecklenburg
Vom Marktplatz in Tecklenburg geht es über die Landrat-Schulz-Str. die Treppe zur Evangelischen Stadtkirche hinauf. Unter der Regierung von Gräfin Anna entstand 1566 dieses Gebäude. Die Kirche ist eine der wenigen Renaissance-Kirchen in Westfalen. Der barocke Turm wurde erst um 1720 fertiggestellt. Ein mit Hecken gesäumter Weg führt Sie in den Kurpark, der als naturnaher Landschaftspark gestaltet wurde. Dort können Sie Ihren Füßen oder Armen an der Kneipp-Anlage etwas Gutes tun. Von Mai bis Oktober ist diese schöne Anlage mit Wasser gefüllt. Gleich unterhalb des Kneipp-Beckens lädt der Kräutergarten zum Verweilen ein. Die Kneippsche Lehre und der Gebrauch von Heilkräutern ergänzen sich sinnvoll. Sebastian Kneipp ist einer der Wegbereiter der alten Pflanzenheilkunst, die heute in der Wissenschaft eine erfreuliche Renaissance erlebt.
Der sich anschließende Öko-Lehrpfad war früher eine intensiv genutzte blühende Gartenlandschaft der Tecklenburger Ackerbürger. Mit der Stadtkirche im Hintergrund hat der Künstler Otto Modersohn um 1894 dieses Motiv in einem Ölgemälde festgehalten. Seine Bilder sind im Modersohn-Museum (OMMT) am Marktplatz ausgestellt. Nach kurzem Anstieg erreichen Sie das Waldfreibad und folgen den wegbegleitenden Kannenzeichen durch einen Buchenwald hinab. Der Weg führt steil weiter an Streuobstwiesen vorbei auf den Hermannsweg. Hier möchte ich Sie auf die kunstvoll von Hand aufgeschichteten Lesesteinmauern aufmerksam machen, die zur Feldabgrenzung dienten. Folgen Sie dem Pfad links herunter ins Tal, vorbei am Golfplatz und genießen Sie die herrlichen Ausblicke. Auf dem Südhangweg entlang erreichen Sie nach ca.3 km den Luftkurort Brochterbeck. Am Hotel "Teutoburger Wald" überqueren Sie die Landstraße, gehen an der evangelischen Kirche und dem Gasthaus Franz vorbei und erreichen den Dorfteich mit dem angrenzenden Kneipp-Ttretbecken. Hier können Sie die müden Wanderfüße erfrischen.
Der Rückweg nach Tecklenburg führt Sie durch den Bürgerpark und dem Haselnusspatt zurück zum Hotel "Teutoburger Wald". Hier queren Sie die Bahnschienen, steigen hinauf zum Bergkamm und erreichen die kleine Waldkapelle. An der Nordseite des Teutoburger Waldes bietet der teilweise schmale Pfad reizvolle Ausblicke ins Tal. Über den Waldlehrpfad kommen Sie zu einer Treppe, deren 130 vergoldete Stufen zu bewundern sind. Folgen Sie aber ihrem unteren Weg weiter. Schon bald sehen Sie die ersten Häuser von Tecklenburg und erreichen den Ausgangspunkt Marktplatz.
Teilstrecke 2: Tecklenburg – Leeden – Tecklenburg (13 km, 120 Höhenmeter / Gehzeit: 3,5 Std.)
Startpunkt: Chalonnes-Parkplatz am ehemaligen Rathaus
Die ersten 3 km ist der Gießkannenweg mit dem Hermannsweg identisch. Dann jedoch geht es links und sofort wieder rechts ab durch einen Nadelwald, der Sie kurz darauf in eine reichgegliederte Wiesen-und Weidelandschaft entlässt. Sie haben Gras unter Ihren Füßen. Wollen Sie es spüren? Dann schnell Schuhe und Socken aus! Welch eine Wohltat für unsere pflastermüden Beine! Dieser Wiesenweg ist ca. 500 m lang. Sebastian Kneipp empfahl schon damals: "Der Anfang zur Abhärtung bleibt immer das Barfußgehen."
Durch eine Aufforstungsfläche führt der Weg Sie weiter über die A1. Dem Lärm der Fahrzeuge können Sie rasch im nächsten Waldstück entfliehen. Über einen reizvollen Südhangweg erreichen Sie einen weiteren Ortsteil von Tecklenburg. Der Turm der Stiftskirche kündet Ihnen das Wanderziel Leeden an. Nach einem kleinen Neubaugebiet erreichen Sie den Dorfplatz mit Teich, Wetterschutzhütte und der Wassertretstelle. Kühles Quellwasser sorgt für eine angenehme Erfrischung. Hier befindet sich der Wendepunkt, die Hälfte der Wegstrecke liegt hinter Ihnen. Sehenswertes hat Leeden mit dem alten Stiftshaus und der sich daran anschließenden Kirche zu bieten.
Die Grafen von Tecklenburg gründeten hier 1240 ein Zisterzienserinnenstift, das später in ein freiwilliges Damenstift umgewandelt wurde. Eine Sonderregelung bestimmte, dass jede Religion eine bestimmte Anzahl Stiftfräuleins stellen durfte. Ökumene im Mittelalter! 1812 wurde das Stift aufgelöst. Von den Klostergebäuden ist heute noch das zweistöckige Äbtissinnenhaus aus dem späten 15. Jahrh. erhalten. Die ehemalige Klosterkirche wurde Pfarrkirche.
Einkehrmöglichkeiten in Leeden bieten die Gaststätten Schwermann und das Haus Antrup (nachmittags).
Der Rückweg erfolgt auf dem Hermannsweg zum Ausgangspunkt Tecklenburg. Wer seinen wandermüden Füßen noch etwas Gutes tun möchte, sollte den kurzen Abstecher vom Chalonnes-Parkplatz über das Howesträßchen, Jahnstraße, den Kneipp-Weg bis zur Wassertretstelle im Kurpark folgen, um erfrischt noch in der Altstadt zu verweilen. Für diese mittelschwere Teilstrecke haben Sie sich einen Stempel verdient.
Herzlichen Glückwunsch! Sie erhalten ihn in der Buchhandlung "Howe" am Markt.
Teilstrecke 3: Tecklenburg-Ledde-Tecklenburg (12 km, 130 Höhenmeter / Gehzeit: 3 Std)
Startpunkt: Marktplatz Tecklenburg
Folgen Sie dem Kannenzeichen vom Marktplatz über die Landrat-Schultz-Str. die Kirchtreppe hinauf zum nahegelegenen Kurpark. An der Wassertretstelle können Sie für die ca. dreistündige Wanderung ein Arm- oder Fußbad empfehlen. Setzen Sie nun den Weg Richtung Ledde durch den Park fort. Beim Verlassen des Parks halten Sie sich rechts und durchwandern während des Abstiegs ins Tal hohen, schattigen Fichtenbestand des Staatsforstes Sundern. Die sich anschließenden Mischwaldformationen tragen im Frühling ein buntes Blumenkleid und im Herbst haben Pilzsammler hier ihre Freude. Sie queren die Sundernstr. und folgen nun dem Weg, der parallel zum Bächlein verläuft. Kurz darauf erreichen Sie Ledde, den kleinsten Ortsteil von Tecklenburg. Der Kannenweg führt an der ältesten Kirche des Stadtgebietes vorbei. Der Turm wurde schon gegen Ende des 12. Jahrh. erbaut. An ihm schließt sich das Schiff, ein romanischer Saalbau aus der 1. Hälfte des 13. Jahrh. an. Bemerkenswert ist auch die niedrige Eingangstür. Über die von Obstbäumen teilweise gesäumte Windmühlenstr. erreichen Sie den Hupenberg. Von hier haben Sie einen schönen Ausblick auf Ledde und den Hauptkamm des Teutoburger Waldes.Ein Wetterschutzpilz mit Sitzgelegenheit lädt hier zur Rast ein. Nachdem Sie den Wald verlassen haben liegt auf der rechten Seite ein ehemaliges Volksschulgebäude der Bauernschaft Danebrock mit einer bemerkenswerten Schrifttafel:
"Mit Gottes Huelfe
Zum Heil der Jugend
Zur Wohlfahrt des
Lehrers 1860"
Nach dem Überqueren der Osnabrücker Str. durchwandern Sie das größte zusammenhängende Waldgebiet der Stadt, den Staatsforst Habichtswald. Neben verschiedenen Nadelgehölzen sind mächtige Buchen – und Eichenstämme zu entdecken. Empfehlen kann ich im nördlichen Bereich des Forstes den Landgasthof Habichtswald mit Brot und Schinken aus eigener Herstellung (ca. 800 m bis zur OS-Str., Mo/Die Ruhetag!). Weiter geht es über den Hauptwanderweg noch 1,5 km durch den Wald, bis Sie freies Feld – und Wiesengelände durchstreifen. Die Leedener Str. wird überquert und der allmählige Anstieg zum Hauptkamm des Teutoburger Waldes liegt vor Ihnen. Belohnt wird der letzte steile Pfad mit einem herrlichen Blick über einen großen Teil der von Ihnen zurückgelegten Wegstrecke. Auf dem Kamm, dem Hermannsweg halten Sie sich rechts und erreichen nach ca. 30 Minuten die ersten Häuser von Tecklenburg.